In der InDesign-Sprechstunde erreichte mich zuletzt eine Frage zu einer umfangreichen Chronik: Auf mehreren hundert Seiten kommen immer wieder Daten (ja, das ist laut Duden der Plural von Datum) vor, und diese sollen hervorgehoben werden, so wie in diesem Beispiel:
Bei hunderten von Einträgen schreit das natürlich sinnbildlich danach, automatisiert zu werden. In diesem Fall wäre ein GREP-Stil meine erste Wahl: Darüber kann ich innerhalb eines Absatzformates bestimmtem Text eine andere Formatierung (über ein Zeichenformat) zuweisen.
Mein erster Schritt ist dabei immer, die gewünschte Formatierung in »Prosa« zu formulieren. Um ein Datum zu beschreiben, wäre das zum Beispiel:
Suche ein oder zwei Ziffern, gefolgt von einem Punkt, einem Leerzeichen, dem Text Januar oder Februar oder März … oder Dezember gefolgt von einem Leerzeichen und vier Ziffern.
Und diesen Suchstellen wird dann ein Zeichenformat zugewiesen, das in meinem Beispiel den Text in Magenta einfärbt und zusätzlich unterstreicht. Übersetzt in GREP sieht das so aus:
\d{1,2}\. (Januar|Februar|März|April|Mai|Juli|Juni|August|September|Oktober|November|Dezember) \d{4}
Dieser Ausdruck kommt dann im Absatzformat bei den GREP-Stilen zum Einsatz. So sieht das Fenster dazu aus:
InDesign hilft einem übrigens über ein Aufklappmenü beim Erstellen des richtigen GREP-Ausdrucks. Aber alles ist dort leider auch nicht selbsterklärend. Da heißt es ausprobieren, googeln oder im Fachbuch (siehe unten) nachsehen.
Bonus-Info: GREP-Stile sind eine Möglichkeit, bestimmtem Text sogar mehrere Zeichenformate zuzuweisen! So könnte ich zusätzlich noch alle Monatsnamen bold und blau machen, indem ich einen weiteren GREP-Stil hinzufüge.
Bonus-Info 2: Bei langem Text können GREP-Stile das Arbeiten verlangsamen, denn sie werden quasi permanent im Hintergrund überprüft und im Fall der Fälle angewendet. Das »frisst« Rechenleistung. Wenn InDesign auffallend langsamer wird, bietet es sich an, den GREP-Stil abzuschalten und stattdessen am Ende des Layoutprozesses über Suchen & Ersetzen die entsprechenden Zeichenformate zuzuweisen. Auch dort ist es möglich, über GREP ganz genau zu steuern, was ausgezeichnet werden soll und was nicht.
Wer mehr über GREP erfahren will, kauft sich am besten das deutschsprachige Standardwerk dazu:
Gregor Fellenz:
InDesign automatisieren
dpunkt verlag
ISBN: 978-3-86490-235-2
Website zum Buch
Oder Du meldest Dich einfach bei mir: indesign ät klute.io
Ergänzung / 5.2.2024:
Bei LinkedIn hatte Hans-Jürgen Dyhr ein paar sehr schlaue Anmerkungen: So ist es sinnvoll, die Monate in alphabetischer Reihenfolge aufzuführen, weil GREP genau so, also alphanummerisch, abgearbeitet wird. Also müsste die Auflistung der Monate mit April|August… begonnen werden.
Noch ressourcenschonender wäre es, die Namen noch weiter zusammen zu fassen. So findet beispielsweise A(pril|ugust) dasselbe wie April|August. Auf das Minimale komprimiert wär dann das der GREP-Ausdruck für alle Monate:
A(pril|ugust)|[FJ]((ebr|an)uar|u[nl]i)|M(ai|ärz)|((Dez|Nov|Sept)em|Okto)ber
Uff. Nicht wirklich mehr lesbar.
Schlussfolgerung: Man sollte genau abwägen zwischen einem lesbaren GREP-Ausdruck und dem Performance-Optimum. Hans-Jürgen Dyhr schlägt daher als guten Mittelweg das hier vor (hier inkl. des Tages vorher und des Jahres nachher):
\d{1,2}\. A(pril|ugust)|Dezember|Februar|J(anuar|u[nl]i)|M(ai|ärz)|(Nov|Okt|Sept)(em|o)ber \d{4}
Ihr habt noch nicht genug? Was ist, wenn man jemand ein Leerzeichen vergisst oder zu viel einbaut? Oder den Monatsnamen klein schreibt? Bitte sehr:
\b\d{1,2}\s?\.\s*(?i)(A(pril|ugust)|Dezember|Februar|J(anuar|u[nl]i)|M(ai|ärz)|(Nov|Okt|Sept)(em|o)ber)(?-i)\s*\d{4}
Das könnte man natürlich noch weiter »spinnen«: (Aus Versehen) Komma statt Punkt? Abgekürzte Monatsnamen? Geht alles einzubauen. Aber besser ist, man arbeitet von Anfang an genau, so dass solch abgefahrene GREP-Ausdrücke nicht nötig sind.
Vielen Dank, Hans-Jürgen, für Deine Anmerkungen!
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Wenn dieser Tipp für Dich hilfreich war, freue ich mich über einen Dankeschön-Kaffee
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