InDesign-Tipp: Vorsicht bei Kontur & »Schrift in Pfade umwandeln«

Es kommt immer wieder mal vor, dass beispielsweise in den Beschreibungen für die Druckdatenanlieferung gefordert wird, dass Text in Pfade umgewandelt werden soll*. In den allermeisten Fällen ist das komplett unnötig, und in manchen Situationen sogar gefährlich: Wenn der Text eine Kontur hat.

In diesem Beispiel ist oben normaler Text, unten wurde dieser in Pfade umgewandelt:

"Hallo mit Kontur!" einmal als Text, einmal in Pfade umgewandelt.

Man sieht sofort den Unterschied. Was ist passiert? Fangen wir ganz vorne an: Die Grundeinstellung für eine Kontur rund um Text ist, dass diese Kontur um die eigentlichen Buchstaben herum außen angelegt wird; das nennt sich »außen ausrichten«:

InDesign-Bedienfeld "Kontur" mit der "Ausrichtung außen" ausgewählt.

Dass die Schrift hier eine orange-farbene Kontur hat, liegt daran, dass ich den Text im Textrahmen ausgewählt habe und dann InDesign alles in den Komplementärfarben anzeigt.)

Eine weitere mögliche Einstellung wäre »mittig ausrichten« (das kleine Icon ganz links), aber das ist selten sinnvoll und auch nicht die automatisch von InDesign angewandte Variante.

Durch »Schrift in Pfade umwandeln« ändert InDesign immer automatisch die Konturausrichtung, und zwar zu »mittig«, wie hier zu sehen ist:

Warum InDesign das macht, bleibt ein Geheimnis des Teams. Allerdings hilft es leider nur bedingt, dann »außen ausrichten« anzuwählen. Im nachfolgenden Bild ist wieder das Text-Original oben, unten der in Pfade umgewandelte mit der Kontur-Ausrichtung auf »außen«:

"Hallo mit Kontur!" einmal als Text, einmal in Pfade umgewandelt, mit der Einstellung "Kontur außen ausrichten".

Die meisten Buchstaben sehen in Ordnung aus, aber die Buchstaben mit Punzen (Fachbegriff für die »Innenräume« bei a, o, aber beispielsweise auch e oder g) werden falsch konturiert. Diese müssen also unbedingt nachträglich bearbeitet werden, wenn die Original-Gestaltung erhalten bleiben soll!

Übrigens gibt es solche ungewollten Änderungen nicht nur bei Konturen, sondern sie treten auch bei einigen der »Effekte« auf, die über das entsprechende Bedienfeld dem Text zugewiesen werden können. Ein Beispiel: »Schein nach außen« verschwindet einfach komplett durch das Umwandeln:

Bildschirmaufnahme aus InDesign zeigt Text mit Effekt »Schein nach außen« und umgewandelten Text, bei dem der Schein komplett verschwunden ist.

Als Merksatz bleibt: Niemals einfach so Text in Pfade umwandeln, sondern immer kontrollieren!

* Das kann technische Gründe haben, aber auch lizenzrechtliche, die die Weitergabe einer Schrift auch in einem PDF untersagen. Sachen gibt’s…


Habe ich etwas übersehen, ungenau oder falsch beschrieben? Ich freue ich mich über Hinweise per Mail an indesign ät klute.io und aktualisiere dann den Text hier.

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