Typografie-Tipp: Leerräume

Zwischen einzeln Wörtern gibt es Leerzeichen. Auch an anderen Stellen in einem Text oder in Tabellen werden Leerzeichen angewendet. Meistens drückt man dafür auf diese große Taste unten auf der Tastatur, die »Leertaste«, auch »Leerschritttaste« genannt. Damit bekommt man aber nur das »normale« Leerzeichen ausgeliefert. Es gibt allerdings eine Reihe von Fällen, wo sich Freunde und Freundinnen der Mikrotypgraphie andere Leerräume wünschen. Das Standardwerk für alle Regeln dazu ist sicherlich das Buch »Zeichen setzen!« von Ralf Turtschi, das ich sehr empfehlen kann. [Link] »Detailtypographie« von Forssmann/de Jong hat einen anderen inhaltlichen Schwerpunkt, ist aber natürlich auch eine Empfehlung wert. [Link]

Basis für den »richtigen« Abstand bildet ein Geviert. Das ist immer so breit, wie die Buchstaben einer Schrift hoch sind. Wobei »immer« auch nicht ganz richtig ist, weil sich manchmal an der Höhe der Großbuchstaben orientiert wird, meist aber an der zusammengefassten Höhe von Buchstaben mit Oberlänge (wie das b) und Unterlänge (wie das g).

Ein ganzes Geviert einer Schrift in 12pt ist also (im Regelfall) auch 12pt breit. Die Abstufungen zu Halbgeviert usw. ergeben sich dann daraus. Die alle Leerräume, die InDesign unter Schrift > Leerraum anbietet, in der Übersicht:

Übersicht der Leerräume in InDesign

Anmerkung: Ich habe hinter den Leerzeichen immer noch ein »normales« eingefügt. Darum immer der Abstand nach der pink eingefärbten Fläche.

Bei Halbgeviert habe ich zwei Hilfslinien bei der Oberlänge und Unterlänge hinzugefügt, um die Abstammung eines Gevierts zu verdeutlichen.

Ein geschütztes Leerzeichen ist immer dann praktisch, wenn zwei Wörter nicht getrennt werden sollen, wie zum Beispiel bei Firmen- oder Produktnamen.

Im unteren Teil noch die anderen möglichen Leerzeichen, auch zwei Anwendungen mit Blocksatz: Ein »normales« Leerzeichen verbreitert sich, bis die Zeile gleichmäßig gefüllt ist. Das Ausgleichsleerzeichen ist immer maximal breit, so wie die Zeile es hergibt, und die anderen Leerzeichen in dem Absatz bleiben schmal.

Um die Breite der Leerräume besser einordnen zu können, bekam ich von Monika Gause (Vielen Dank!) die Anregung, auch einen Vergleich zu Tabellenziffern (heißen bei InDesign »Versalziffern für Tabellen« und findet man in der Zeichenpalette über das OpenType-Menü) abzubilden. Bitte sehr:

Vergleich der Leerräume zu Tabellenziffern

Übrigens hat die von mir für den ersten Screenshot gewählte Schrift leider keine Tabellenziffern, weshalb ich zur Fira gewechselt bin…

In InDesign kann man diese Leerräume alle über das Menü Schrift > Leerraum einfügen finden und einfügen.

Screenshot InDesign mit aufgeklapptem "Schrift"-Manü

Alternativ erreicht man die meisten Leerräume auch über Unicode. Vielen Dank an Ute Mitschke für die Anregung, diesen Beitrag entsprechend zu ergänzen:

Übersicht Leerräume mit dazugehörigem Unicode

Wie man sieht, gibt es Leerräume in InDesign, für die es keinen Unicode gibt. Falls ich da was übersehen habe, freue ich mich über eine Nachricht an indesign ät klute.io.

Vielen Dank auch an Johannes Steil für wertvolle Ergänzungen!

Irgend etwas falsch oder ungenau beschrieben? Ich freue mich auch deine Rückmeldung an indesign ät klute.io. (Auch hier sind vor und nach dem ät geschützte Leerzeichen, das geht nämlich auch im Web)


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