InDesign-Tipp: Unterstreichungen

Unterstreichungen sehen mitunter nicht sehr ansprechend aus, wenn ein Wort komplett unterstrichen ist und dann die Linie auch Buchstaben (oder andere Glyphen) durchschneidet, die eine Unterlänge haben. Wie hier im Wort »Glyphen« zu sehen:

Um das zu erreichen, gibt es in InDesign zwei Ansätze, die beide Vor- und Nachteile haben. Ich habe mir mal einen sinnlosen (?) Satz ausgedacht, der viele Glyphen mit Unterlänge enthält und spiele damit mal die beiden Wege durch.

Ansatz 1: Unterstreichung für bestimmte Glyphen ausschalten

Über einen GREP-Stil kann ich einem Absatzformat die Zusatzinformation mitgeben, dass für dieses oder jenes Zeichen bitte automatisch ein bestimmtes Zeichenformat angewandt werden soll. Also habe ich ein Zeichenformat angelegt, das einzig und allein die Unterstreichung ausschaltet:

Danach habe ich geschaut, welche Glyphen wohl eine Unterlänge haben (und dabei bestimmt welche vergessen) und dann einen entsprechenden GREP-Stil im Absatzformat angelegt:

Die einzelnen Glyphen müssen dabei von eckigen Klammern eingefasst werden. Das Ergebnis:

Dieser Ansatz funktioniert, aber überzeugt nicht wirklich gestalterisch: Die Lücke ist technisch bedingt immer über die ganze Breite des jeweiligen Zeichens, was dann beispielsweise beim q eine große Lücke vorher lässt, beim j zu wenig links frei bleibt und auch bei den meisten anderen Zeichen mit Unterlänge nicht ideal aussieht.

Ansatz 2: Glyphen mit (weißer) Kontur versehen

Ein anderer Weg wäre, den einzelnen Zeichen eine (bei weißem Hintergrund) weiße Kontur hinzuzufügen. Das sieht auf den ersten Blick sehr viel besser aus:

Ich habe hier pauschal allen Glyphen mit Unterlänge eine Kontur mit 1 pt verpasst und bekommt ein durchaus ansehnliches Ergebnis. Schaut man allerdings genauer hin, gibt es aber immer noch Optimierungspotenzial:

Hier sieht man beim p, dass sich die Kontur in ihrer Form natürlich konsequent am Buchstaben orientiert und die Unterstreichung dadurch komisch wirkt. Die Kontur kann aber für jede Glyphe einzeln angepasst werden, um so eine wunschgemäßes Erscheinungsbild hinzubekommen. Wenn ich beim p die Kontur auf 0,5 pt reduziere, sieht es gleich besser aus:

Folgendes muss aber dabei beachtet werden: Die Kontur kann nicht beliebig stark sein. Im nachfolgenden Wort »wegen« stört beispielsweise die Unterstreichung innerhalb der g-Schleife:

Wird die Kontur nun auf 2 pt gesetzt, damit die Unterstreichung verschwindet, verschwindet auch ein Teil des e links neben dem g:

Also bedenken: Eine Kontur wirkt sich immer auf das Zeichen vor dem mit der Kontur aus. Wenn man also den Weg über die weiße Kontur wählt, muss man ganz genau drauf achten, ob nicht dadurch etwas anderes abgedeckt wird.

Alles in allem hat dieser Ansatz den Vorteil, dass für alle Glyphen individuelle Einstellungen vorgenommen werden können. Aber auch den Nachteil, dass eigentlich für alle Glyphen individuelle Einstellungen vorgenommen werden müssen.

Ansatz 3: Per Hand Linien ziehen

Nein. Keine Handarbeit, bitte. Das ist viel zu viel Aufwand beim Anlegen und auch, falls sich später am Text oder der Position etwas ändert.

Kennt ihr noch andere Wege, die Unterstreichungen bei Unterlängen wegzubekommen? Ich freue mich über eure Ideen an indesign [ät] klute.io.


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